„WoMAN Initiative“ bringt die Perspektive von Fahrerinnen in die Lkw-Produktentwicklung
MAN erforscht die Bedürfnisse von Fahrerinnen und lässt die Erkenntnisse in die Lkw-Produktentwicklung einfließen – als Beitrag dazu, den Beruf der Lkw-Fahrerin attraktiver zu machen.
Fahrerinnen und Fahrer erfüllen dieselben Aufgaben – und nutzen dieselbe Hardware. Seit einiger Zeit ist MAN Truck & Bus dabei, stärker auf weibliche Bedürfnisse einzugehen. „Fahrerinnen steuern eine andere wichtige Perspektive zu unserer Produktentwicklung bei und wir können mit diesen wertvollen Erkenntnissen unsere Produkte für unsere Kundinnen und Kunden zukünftig noch besser, komfortabler und anwendungsfreundlicher machen“, sagt Dr. Frederik Zohm, Entwicklungsvorstand bei MAN Truck & Bus, bei der Begrüßung. „Nur wenn ihr an dem Fahrzeug, das euer täglicher Arbeitsplatz ist, Freude habt, könnt ihr nach außen tragen: Mit dem MAN kann man es schaffen.“
„WoMAN Initiative“ legt offen, wo Details den Unterschied machen
Für MAN stehen Fahrer und Fahrerinnen immer im Fokus, wenn es um die Entwicklung neuer Fahrzeuge geht. Die „WoMAN Initiative“ versucht darüber hinaus, den Arbeitsalltag der Fahrerinnen besser kennenzulernen und dabei auf die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu achten. Damit soll das Fahrzeug auch für die Frauen attraktiver gestaltet werden. „Am Ende ist der Lkw ein Fahrzeug mit 250 bis 640 PS und zumeist zwei Achsen. Um hier aber einen Unterschied zu machen, wollen wir in diesen Workshops von euch erfahren, was euch von Interieur bis Fahrweise wichtig ist“, unterstreicht Zohm. „Das bedeutet, dass ihr einen gewissen Einfluss auf künftige Veränderungen in unseren Trucks nehmen könnt.“
Fahrerinnen und Fahrer sind unterschiedlich
Der „WoMAN Workshop“ reiht sich in eine Abfolge von internen Studien zum Arbeitsalltag und den Unterschieden zwischen Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern ein. Im Sommer 2023 wurden bei Interviews während des Trucknology Festivals auf dem MAN Gelände und dem Truck-Grand-Prix am Nürburgring zudem Interviews mit Fahrern und Fahrerinnen geführt, ergänzt durch eine Online-Umfrage Ende 2023.
Das ist die Basis, mit der das MAN Team aus den Bereichen Engineering und Design um Psychologin Sigrun Weise sowie die MAN Marktforschung arbeitet. So sind Fahrerinnen im Durchschnitt sieben Jahre jünger, elf Zentimeter kleiner und 18 Kilogramm leichter als ihre männlichen Kollegen. Sie gehen ähnlich positiv wie ihre männlichen Kollegen mit körperlicher Anstrengung um. „Ich sehe mich nicht rein als Fahrerin. Ich bin froh, wenn ich mich bewegen kann. Und natürlich spreche ich dann mit den Leuten an der Rampe“, sagt Christina Scheib, die sich für die Belange von Fahrerinnen starkmacht. Berufskraftfahrerin Yvonne Mosandl, die Überseecontainer transportiert, bestätigt die Beobachtung, dass sie durch ein paar freundliche Worte schneller eine gute Beziehung zu Kunden und deren Mitarbeiter aufbauen kann.
Frauen wollen keine Sonderbehandlung
Bei den Befragungen durch MAN geht es um einen tieferen Einblick in die Details des Berufsalltages. „Vieles ist Spezialwissen. Das ist nun einmal unser Arbeits- und Wohnplatz“, erklärt Berufskraftfahrerin Ines Böttcher, die extra aus der Schweiz angereist ist. Solche Details umfassen die bevorzugte Breite der Betten, die Frage, ob es im Innenraum Waschbecken oder WC geben sollte, oder die Zahl der Steckdosen im Lkw, um mitgebrachte Elektrogeräte anstecken zu können – und, wie Fön oder Glätteisen auch im Lkw genutzt werden könnten. Aber auch die Erkenntnis, im Straßenverkehr nicht schon von Weitem sichtbar als „Frauen-Lkw“ gebrandet zu sein. „Wir wollen keine Sonderbehandlung, denn wir machen den Job genauso gut wie Männer“, stellt Angelika Hirlimann fest, die Krane von A nach B bringt und am Ziel mit viel Fingerspitzengefühl aufbaut. Zur Erfahrung der Frauen gehört auch, mit einem rauen Umgangston am Arbeitsplatz umzugehen.
Der Arbeitsalltag von Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern soll anhand detaillierter Fragebögen weiter untersucht werden, um mögliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu identifizieren. Auch, um ihre Nutzungsanforderungen in die Fahrzeugentwicklung einbringen und Verbesserungen anstoßen zu können. „Mir ist kein Lkw-Hersteller bekannt, der so intensiv an den Bedürfnissen von Fahrern und Fahrerinnen interessiert ist wie MAN Truck & Bus“, sagt Böttcher, und Scheib ergänzt: „Es wäre ein Wow-Effekt für uns Fahrerinnen, wenn wir in ein paar Jahren sehen, dass unsere Anregungen bei der Entwicklung der Lkw aufgenommen wurden.“
Text: Anke Kotte
Fotos: MAN