MAN Truck & Bus

Historisch: MAN startet Serienproduktion von E-Lkw

Newsroom:

17.06.2025


Werk München Vorreiter bei flexibler Montage von Elektro- und Diesel-Lkw auf einer Linie

Das Hauptwerk von MAN in München schlägt ein neues Kapitel seiner langen Geschichte auf: Mitte Juni startete dort die Serienproduktion von eTrucks, die nun gemeinsam mit Diesel-Lkw hergestellt werden – auf ein und derselben Linie, in „vollintegrierter Mischproduktion“. Ist gerade ein Verbrenner an der Reihe, erhält er zu Beginn Achsen, Tanks und Abgasvorrichtungen. Die Elektro-Löwen werden hingegen zuerst mit den beiden Batterien unter dem Fahrerhaus und mit weiteren elektrischen Komponenten versehen, dem sogenannten „Powerpack“. So viel Flexibilität erfordert eine bestens qualifizierte Belegschaft – und darum hat MAN in den letzten Jahren mehr als 5.000 Beschäftigte im Bereich der Hochvolttechnologie geschult. Rund acht Stunden dauert es, bis sie einen Diesel- oder batterieelektrischen Lkw gefertigt haben. Die maximale Fertigungskapazität liegt aktuell bei rund 100 Lkw pro Tag, unabhängig von der Antriebsart.

MAN macht es mit dem E-Truck vor und zeigt, wie ein emissionsärmerer Güterverkehr aussehen kann.

Manfred Weber, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der EVP

Der Start der E-Lkw-Produktion ist ein großer Tag für MAN, den das Management gemeinsam mit den Beschäftigten und einem prominenten Besucher gefeiert hat: Manfred Weber, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der EVP, gab gemeinsam mit MAN-CEO Alexander Vlaskamp und Produktionsvorstand Michael Kobriger im Werk München das Startsignal. „Innovation und Technologie sind nicht nur der Schlüssel Europas zu wirtschaftlichem Erfolg und internationaler Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch entscheidend, um wirtschaftliche und klimapolitische Ziele miteinander in Einklang zu bringen“, so der Europapolitiker. „MAN macht es mit dem E-Truck vor und zeigt, wie ein emissionsärmerer Güterverkehr aussehen kann.“

Jedes MAN-Fahrzeug erhält zu Beginn der Montage eine individuelle Identifikationsnummer, die maschinell in den Rahmen eingeprägt wird.

Beim eTruck ist die Medienverlegung im unteren Bereich des Rahmens angeordnet – ein großer Vorteil für die Kunden: Der obere Bereich bleibt dadurch komplett für die technischen Anforderungen der Aufbauhersteller frei, was mehr Flexibilität bei der Fahrzeuggestaltung ermöglich.

Lokal emissionsfreier Güterverkehr möglich

Stolz waren auch die beiden MAN-Vorstände. „Der Start der Serienproduktion unserer Elektro-Lkw ist historisch“, sagte Vlaskamp. „Er markiert einen Wendepunkt in unserer Geschichte! Die Zukunft von MAN beginnt jetzt, genau in diesem Moment. Das gesamte Team von MAN ist stolz darauf, die Transformation vom Diesel- zum Elektro-Antrieb aktiv mitzugestalten. Mit unseren hocheffizienten E-Lkw wird der lokal emissionsfreie Güterverkehr Realität. Das ist ein enorm wichtiger Schritt, um unser Ziel zu erreichen, bis 2050 CO2-neutral zu sein. Dass wir die E-Lkw zusammen mit unseren modernsten Diesel-Lkw auf einer Linie fertigen können, ermöglicht uns zudem eine enorme Flexibilität und erhöht die Wirtschaftlichkeit in der Fertigung.“

Die E-Antriebseinheit ersetzt bei elektrischen Fahrzeugen den Dieselmotor und das Getriebe.

Produktionsvorstand Kobriger ergänzte: „Die Produktion von Elektro- oder Diesel-Lkw auf einer Linie ist je nach Marktentwicklung flexibel anpassbar, und die Fahrzeuge können genau in der Reihenfolge der Kundenaufträge gebaut werden. Mit dem innovativen Konzept gehen umfangreiche Veränderungen entlang des Montagebandes sowie der Zulieferungen und Logistik einher.“ In den Umbau zur Elektrifizierung der europäischen Werke hat MAN in dieser Dekade rund eine Milliarde Euro investiert – einen Großteil davon in Deutschland. „Das ist ein starkes industriepolitisches Signal auch für den Standort Bayern – da wir in Nürnberg und München die Transformation aktiv gestalten“, so Kobriger.

Das E-Powerpack wird in einer eigenen Vormontagelinie in Bandnähe aufgebaut. Es besteht unter anderem aus zwei Batterieeinheiten, dem Hochvolt-Verteiler und dem Klimakompressor. Die Aufgabe des Powerpacks besteht darin, Strom für die E-Antriebseinheit, die Klimaanlage, die Heizung, die Kühlmittel oder die Servolenkung bereitzustellen und eventuell vorhandene Nebenaggregate anzutreiben.

Ziel: 1.000 Elektro-Lkw bis zum Jahresende

Vorausgegangen waren Investitionen von knapp 400 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung, um neben dem konventionelle Lkw-Produktportfolio von MAN auch Trucks mit batterieelektrischem Antrieb anbieten zu können. Die Palette an Elektro-Löwen ist bereits sehr umfangreich: Sie reicht von 12 bis 50 Tonnen und bildet vom Müllsammler bis hin zum Langstrecken-Truck alles ab. Das Ziel ist dabei klar: MAN will bis zum Jahresende die ersten 1.000 Elektro-Lkw ausliefern. Damit ließen sich – je nach Einsatz und Strommix – CO2-Emissionen vergleichbar mit denen einer Kleinstadt einsparen. „Das ist ein enormer Hebel!“, so Vlaskamp „Die Politik muss nun mit Blick auf den Ausbau der Infrastruktur und CO2-Bepreisung die Weichen richtig stellen, damit der Hochlauf in der E-Mobilität weiter Fahrt aufnimmt.“

MAN feiert Hochzeit! So jedenfalls wird das Aufsetzen des Fahrerhauses auf den fertig montierten Rahmen intern bezeichnet.

Die Zeichen dafür stehen gut: Insgesamt hat MAN bereits rund 700 Aufträge für Elektro-Lkw erhalten. Besonders attraktiv sind sie unter anderem für Einsätze in der Automobillogistik – denn die so genannte Ultra-Lowliner-Sattelzugmaschine von MAN ist mit ihrer Aufsattelhöhe von nur 950 mm mit 3,75 Meter Radstand einzigartig auf dem Markt. Damit sind auch vollelektrische Transporte mit drei Metern Innenladehöhe möglich.

Dass eTrucks bereits heute eine praxistaugliche Alternative zu Diesel-Lkw sind, beweist seit Monaten eine Flotte aus knapp 200 elektrische Vorserien-Lkw, die MAN an ausgewählte Kunden übergeben hat. Sie waren bereits rund zwei Millionen Kilometer im realen Kundeneinsatz auf Europas Straßen unterwegs – teils mit Tagestouren von bis zu 850 Kilometern und sehr geringen Verbräuchen von durchschnittlich 97 kWh pro 100 Kilometer.

Nach dem Aufsetzen des Fahrerhauses wird der fast fertige Truck mit den benötigten Medien befüllt und mit Reifen versehen. Zudem erfolgt die sogenannte End-of-Line-Parametrierung und der Test des Trucks.

Fünf Fragen an:

„Fast jeder steigt nach der ersten Fahrt mit einem Lächeln aus“

Elektrische Trucks sind die Zukunft der Logistik – und für MAN. CEO Alexander Vlaskamp spricht im Interview über die neuen Elektro-Löwen und seine Forderungen an die Politik.

Herr Vlaskamp, Sie haben den Serienstart des E-Lkw als „historischen Moment“ für MAN bezeichnet. Was macht diesen Tag so besonders?

Der Start der Serienproduktion unserer Elektro-Lkw ist ein Meilenstein in der Geschichte von MAN. Seit über 100 Jahren bauen wir Lkw mit Dieselantrieb. Jetzt haben wir den Wandel hin zur Elektromobilität erfolgreich eingeleitet. Das ist nicht nur ein technologischer Fortschritt, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens und zur nachhaltigen Mobilität beim Nutzfahrzeug.

Wie ist das Feedback Ihrer Kunden zum neuen eTruck?

Sehr positiv! Unsere eTrucks sind heute schon wirtschaftlich konkurrenzfähig zum Diesel. Das weckt natürlich das Interesse unserer Kunden – aber auch die Fahrer sind begeistert: Jede Menge Drehmoment ab der ersten Sekunde sowie ein ruhiger und vibrationsarmer Arbeitsplatz. Fast jeder steigt nach der ersten Fahrt mit einem Lächeln aus.

Welche Rolle spielt der eTruck für die Klimaziele von MAN?

Eine ganz zentrale! Rund 95 Prozent unserer CO₂-Emissionen entstehen im Betrieb der Fahrzeuge. Mit der Elektrifizierung unserer Flotte leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs.

Was erwarten Sie von der Politik, um den Hochlauf der Elektromobilität weiter zu beschleunigen?

Wir haben geliefert. Jetzt ist die Politik am Zug. Es braucht klare und verlässliche Rahmenbedingungen, damit der Hochlauf der Elektromobilität weiter Fahrt aufnimmt. Dazu zählt etwa eine permanente Mautbefreiung für E-Lkw. Ebenso notwendig ist ein massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur in Europa – mit 50.000 öffentlichen Ladepunkten, davon 35.000 mit Megawatt Charging System (MCS), sowie 300.000 Depot-Ladepunkten bis 2030. Die Strafzahlungen für CO₂-Überschreitungen müssen auf ein realistisches Niveau begrenzt werden.

Abschließend: Was bedeutet dieser Tag für Sie persönlich?

Ganz MAN arbeitet schon viele Jahre lang auf diesen Moment hin. Darum bin ich stolz auf unser gesamtes Team. Auf alle, die an dieser Transformation mitgewirkt haben. Wir haben heute gezeigt: MAN kann Wandel – und wir gestalten die Zukunft der Mobilität aktiv mit.

Text: Christian Buck

Fotos: MAN

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