Erik, deine Frau und du arbeitet beide in Führungspositionen, ihr habt zwei gemeinsame Kinder, pflegt die Mutter deiner Frau: Wie sieht Alltag für dich aus?
Erik: Unser Sohn ist zwölf und unsere Tochter zwei Jahre alt. Meine Schwiegermutter, die mit uns lebt, ist pflegebedürftig und kann mit Pflegegrad fünf nichts mehr selbst machen. Da braucht es natürlich ein hohes Maß an Anpassung und eine individuelle Lösung. Da wir beide berufstätig sind, ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns die Aufgaben in Familie und Haushalt teilen. Um das zu ermöglichen, ist vor allem die flexible Gestaltung unserer Arbeitszeiten wichtig. Sechs Monate nach der Geburt unserer Tochter hat meine Frau wieder gearbeitet. Wir haben uns dann zunächst die Arbeitstage aufgeteilt, sodass wir beide freie Tage hatten, an denen die jeweils andere Person gearbeitet hat. Wobei wir einen freien Tag gemeinsam hatten. Inzwischen arbeiten wir beide wieder in Vollzeit, aber eben nicht in dem klassischen Nine-to-five-Modell .
Wie ist es dir gelungen, deinen beruflichen Alltag an deine Lebenssituation anzupassen?
Erik: Schon in meinen vorherigen Positionen habe ich die Flexibilität der Vertrauensarbeitszeit ausgeschöpft, da ich internationale Teams geleitet habe oder selbst sehr viel unterwegs war. Dadurch war mein Umfeld schon daran gewöhnt, dass ich kaum physisch vor Ort war. Außerdem hatte ich schon immer das Glück, unterstützende Menschen um mich herum zu haben, insbesondere meine Vorgesetzten. Sie kannten meine Einstellung und Fähigkeiten und hatten das Vertrauen, dass ich meine Leistung bringe.
Was war die Grundlage dafür?
Erik: Der offene Dialog mit meinen Führungskräften war entscheidend. Ich finde, dafür muss man sich selbst offenbaren und mitteilen. Also das Vertrauen haben, dass die Führungskraft auch ein Mensch ist und man mit ihr persönliche Gespräche zur individuellen Lebenssituation führen kann. Dann kann man gemeinsam im Rahmen der Möglichkeiten Lösungen finden. Außerdem muss man lernen, zu priorisieren, also manchmal auch was sein lassen. Und eine gewisse Gelassenheit entwickeln, beispielsweise herrscht bei uns keine Perfektion im Haushalt.
Was hat das auch mit dir als Person zu tun? Was sind die Einstellungen, die dir dabei helfen?
Erik: Eine positive Grundeinstellung hilft auf jeden Fall, um alles unter einen Hut zu bringen. An manchen Tagen ist es natürlich schwierig und belastend, zum Beispiel mit der pflegebedürftigen Schwiegermutter. Aber ich sehe das so, dass mir das Leben die Herausforderungen stellt, weil es mich weiterentwickeln, nicht weil es mich testen will. Und ich finde, die Situation kann einen auch erden und jeden Tag die schönen Dinge des Lebens sehen lassen.