TRUCKS ALS ROLLENDE SOFTWAREPLATTFORMEN
Die Umsetzung solcher innovativer Dienste wird durch die zentrale E/E-Architektur enorm erleichtert. Denn viele dieser Services müssen auf Funktionen zurückgreifen, die früher auf viele einzelnen Steuergeräte verteilt waren, inzwischen aber alle auf dem CVM laufen. Und der Bedarf an neuen Features wird in Zukunft weiter zunehmen: Während die Lkws heute zum Datenaustausch mit der Cloud vernetzt sind, werden sie in einigen Jahren zu einer rollenden Software-Plattform, auf deren Funktionen man über Funk zugreifen kann. „Das ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle“, so Michelbach. „MAN könnte künftig Transportlösungen anbieten, statt ausschließlich Fahrzeuge zu verkaufen.“ Dazu müssen die Trucks beispielsweise die gefahrenen Kilometer aufzeichnen und selbstständig per App mit dem Kunden abrechnen.
Mit den neuen Funktionen werden auch die Datenmengen steigen, die die Fahrzeuge mit der Cloud austauschen. Während die rund 250.000 vernetzten MAN Fahrzeuge heute jeweils zwischen 5 und 50 Megabytes pro Tag senden oder empfangen, dürfte die weitere Digitalisierung und Elektrifizierung des Antriebsstrangs ab 2025 für eine Steigerung auf mehr als 100 Megabytes sorgen – unter anderem, weil kontinuierliche Software-Updates und neue digitale Funktionen wie das Bezahlen an der Ladesäule hinzukommen. Einen Sprung bei der Datenverfügbarkeit und -übertragung werden die ersten Schritte in Richtung Automatisierung bringen, die 2027 auf dem Programm stehen. Am Ende der Produktentwicklung rechnet Michelbach mit bis zu 2 Terabytes pro Tag und Truck in der Datenverfügbarkeit, übertragen werden weniger Daten je nach aktueller Situation und Anwendungsbereich über Technologien wie 5G, 6G oder Wifi.
INTELLIGENTE SERVICES ÜBER DIE CLOUD
Am Ende dieser Entwicklung dürfte der Lkw dank konsequenter Digitalisierung kaum mehr wiederzuerkennen sein. Aus einem vom Menschen gesteuerten Truck könnte in rund zehn Jahren ein rollendes Rechenzentrum geworden sein, das vollständig geschäftsfähig ist.
MAN ist auf diese Zukunft gut vorbereitet, denn mit der innovativen E/E-Architektur hat das Unternehmen den Grundstein für weitere Entwicklungen gelegt. „Dadurch können wir in den kommenden Jahren schnell neue digitale Services und Software-Bausteine auf den Markt bringen und die Arbeit unserer Kunden erleichtern“, so Michelbach. „Außerdem setzt MAN für den Betrieb intelligenter Applikationen schon lange auf die Cloud – auch bei diesem Thema sind wir schon sehr weit.“