Ein elektrischer Löwe für Südafrika
Anfang Oktober 2023 hat MAN den ersten vollelektrischen Komplettbus für den afrikanischen Markt ausgeliefert. Der Lion’s Explorer E wurde an die lokalen Anforderungen angepasst und vor Ort gefertigt.
Wer in Südafrika zur Arbeit fahren will, nimmt dafür meist den Bus. Darum sind „Commuter“-Busse dort auch das größte Marktsegment – und nicht Stadtbusse wie in Europa. Seit Neuestem können die Menschen aus der Umgebung von Kapstadt sogar lokal emissionsfrei zu ihrem Arbeitsplatz und wieder nach Hause kommen: Anfang Oktober 2023 hat MAN dort seinen ersten vollelektrischen Komplettbus für den afrikanischen Markt ausgeliefert.
Basis des Fahrzeugs vom Typ Lion’s Explorer E ist das neue Lion’s Chassis E, das ab 2024 in Serie gehen soll. „Unser Weg führt von Low Emission zu No Emission“, so Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus. „Um das zu erreichen, setzen wir im Stadtbus-Segment mit dem Lion’s City E in Europa vollständig auf Elektromobilität – und weltweit tun wir es mit dem Lion’s Chassis E. Denn unsere Verantwortung für eine nachhaltige Mobilität endet nicht an den Grenzen Europas.“ Aufbauhersteller aus aller Welt erhalten mit dem Lion’s Chassis E die ideale Basis für ihre vollelektrischen Modelle und können dadurch weltweit emissionsfreie Busse anbieten.
Angepasst an den lokalen Markt
Für den südafrikanischen Markt hat das Engineering Team von MAN in Südafrika einige Modifikationen am Lion’s Chassis E vorgenommen. „Die Straßen hier sind teilweise nur Sandpisten, und nach starkem Regen können sich sehr große Pfützen bilden“, berichtet Jan Aichinger, Managing Director von MAN Truck & Bus South Africa. „Deshalb müssen die Busse geländegängig sein und dürfen auch auf den schwierigen Pisten niemals aufsitzen.“ Der Lion’s Explorer E ist als Hochboden-Fahrzeug mit Stufen für den Einstieg ausgelegt. Dadurch wird der eBus allerdings recht hoch, weswegen die vier Batterie-Packs mit je 80 kWh zwischen den Achsen unter dem Fußboden untergebracht wurden – und nicht auf dem Dach, wie in Europa. Das sorgt für einen tiefen Schwerpunkt.
Das war ein anspruchsvolles Projekt, das unser hoch motiviertes Engineering-Team in kürzester Zeit erfolgreich abgeschlossen hat. “
Feldversuch unter realen Bedingungen
Der erste Schritt ist nun getan: Gemeinsam mit Oktay und Aichinger übergab Vlaskamp persönlich das Fahrzeug an das Unternehmen Golden Arrow Bus Services (GABS) – was GABS zum ersten eBus-Kunden von MAN außerhalb Europas macht. Seitdem ist der Lion’s Explorer E im Rahmen eines Feldversuchs unter realen Bedingungen rund um Kapstadt unterwegs. „Bisher gab es keine besonderen Auffälligkeiten – nur eine erfreuliche Überraschung: Der Lion’s Explorer E verbraucht weniger Energie, als wir erwartet hatten“, berichtet Aichinger.
Das Nachladen der Energiespeicher ist dank des speziellen Einsatzprofils der Commuter-Busse kein Problem: Zwischen den Fahrten im Berufsverkehr morgens und abends werden sie in der Regel nicht eingesetzt und können in dieser Zeit problemlos nachgeladen werden – am besten mit Solarstrom. GABS hat darum seine Werkstatthallen und Abstellplätze mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet. Doch selbst bei Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz rechnen sich die eBusse, trotz fehlender Förderung vom südafrikanischen Staat. „Diesel ist hier im Vergleich zu Strom deutlich teurer“, rechnet Aichinger vor. „Der Umstieg auf eBusse macht sich darum innerhalb von zehn Jahren bezahlt.“
Text: Christian Buck
Fotos: MAN