MAN Truck & Bus

Freie Daten für freie Forschung

Newsroom:

28.04.2025


Als erster Lkw-Hersteller hat MAN Sensor- und Fahrdaten aus der Entwicklung zum autonomen Fahren für Forschungszwecke veröffentlicht. Teams aus aller Welt sind jetzt in einer Challenge aufgerufen, die Datensätze zur Verbesserung von Algorithmen zu nutzen.

MAN treibt das autonome Fahren mit diversen Forschungs- und Entwicklungsprojekten voran – auch, um den zunehmenden Fahrermangel zu lindern. Die Idee dahinter: Trucks fahren ohne einen Menschen hinter dem Lenkrad beispielsweise auf einer fest vorgegebenen Strecke zwischen zwei Logistikhubs, sodass die raren Fahrer anspruchsvollere Aufgaben übernehmen können. Allerdings benötigt man für die Entwicklung des hochautomatisierten Fahrens viele Trainingsdaten, anhand derer die Algorithmen lernen, Trucks sicher durch den Verkehr zu steuern.

Genau hier kommt der „MAN TruckScenes“ Datensatz ins Spiel, den MAN Anfang des Jahres veröffentlicht hat: Der Datensatz umfasst 747 Szenen aus dem realen Straßenverkehr, vor allem auf deutschen Autobahnen und den zugehörigen Zubringerstrecken sowie in Terminalumgebungen. Sie sind damit typisch für Hub-to-Hub-Verkehre zwischen Logistikknotenpunkten, auf die sich MAN als Einsatzszenario für das fahrerlose Fahren fokussiert.

Vielfalt an Situationen und Umgebungsbedingungen

Die Messwerte stammen von vier Kameras, sechs Lidaren, sechs Radaren, zwei inertialen Messeinheiten zur Bestimmung der Lage im Raum und hochpräzisen Daten von Navigations-Satelliten. „Wir haben auch darauf geachtet, dass die Messungen bei unterschiedlichen Wetter- und Verkehrsbedingungen durchgeführt wurden“, erklärt Fabian Kuttenreich, Teamleiter Perception im Bereich Automation bei MAN. „Gerade diese Vielfalt an Situationen und Umgebungsbedingungen macht den “MAN TruckScenes” Datensatz so wertvoll für die Forschung.“

Selbstständig: Autonom fahrenden Trucks gehört die Zukunft - vor allem auf fest vorgegebenen Strecken.

Der Datensatz stößt nicht nur in Europa auf großes Interessen, sondern auch in den USA, Asien sowie Indien.

Leonie Wulf, Abteilungsleiterin Perception und Motion Planning

Komplexes Umfeld: Die Sensorik autonomer Trucks muss eine Vielzahl unterschiedlicher Objekte sicher erkennen.

Das sehen offensichtlich auch viele Teams aus aller Welt so – schließlich wurde der mehrere hundert Gigabytes umfassende Datensatz bereits fleißig heruntergeladen. „Die große Zahl der Downloads hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen“, sagt Leonie Wulf, die die Abteilung Perception und Motion Planning leitet. „Der Datensatz stößt nicht nur in Europa auf großes Interessen, sondern auch in den USA, Asien sowie Indien.“ Kein Wunder: Noch nie hat ein Lkw-Hersteller solche Messwerte frei zugänglich gemacht. Hinzu kommt, dass ähnliche Datensätze aus der Pkw-Entwicklung im Truck-Bereich wenig hilfreich sind: Trucks fahren in anderen Umgebungen wie beispielsweise in Container-Terminals, haben meist einen sehr großen Trailer, benötigen mehr Sensoren mit einem anderen Set-up und müssen wegen ihres großen Bremswegs auch deutlich weiter nach vorne „sehen“.

Schnellere Entwicklung durch offene Daten

Mit den veröffentlichten Daten kann die internationale Entwickler-Gemeinschaft nun beispielsweise bessere Algorithmen für das hochautomatisierte Fahren entwickeln – wovon wiederum MAN profitieren würde. „Wir bekommen freie Forschung für freie Daten“, bringt es Kuttenreich auf den Punkt. So beschleunigt der Austausch von Daten mit der Open-Source-Gemeinschaft die Entwicklung, zudem wird die Validierung vereinfacht und die Standardisierung begünstigt.

Vorreiter: MAN hat als erster Nutzfahrzeughersteller einen autonomen Lkw auf eine deutsche Autobahn geschickt.

Umfangreich: MAN stellt Entwicklern, Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen 747 Fahrszenen frei zur Verfügung.

Wie gut die Algorithmen der internationalen Teams sind, können diese seit Anfang März in einer Challenge beweisen: Die Aufgabe besteht darin, in den “MAN TruckScenes” Daten möglichst präzise andere Verkehrsteilnehmer und Verkehrszeichen zu erkennen. MAN gleicht die eingereichten Ergebnisse dann mit Referenzwerten ab und veröffentlicht ein laufend aktualisiertes Ranking der teilnehmenden Teams und ihrer Performance. „Mit dem “MAN TruckScenes” Datensatz haben wir eine Lücke in der Forschung geschlossen“, resümiert Wulf. „Das große Interesse beweist nicht nur, wie nützlich unser Datensatz ist – es zeigt auch, dass MAN sich in der Entwickler-Community großer Wertschätzung erfreut.“

Text: Christian Buck

Fotos: MAN

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