MAN Truck & Bus

Blick auf den automatisierten Stadtbus der Zukunft

13.03.2024


Die „Mobility Move“ in Berlin zeigte vom 5. bis 7. März Innovationen rund um Elektromobilität, Autonomes Fahren und Digitalisierung. Ein Highlight war der „BeIntelli“-Bus auf dem MAN Stand.

„Die Zukunft auf die Straße bringen“: So lautete dieses Jahr das Motto von Deutschlands größter Konferenz und Fachmesse für straßengebundene öffentliche Mobilität. Auf dem Stand von MAN im Estrel Congress Center konnten die Fachbesucher erleben, was das konkret bedeutet: Dort wartete ein MAN Lion’s City 12 E auf sie, der nicht nur durch seinen klimafreundlichen E-Antrieb glänzt – der „Erklärbus“ des „BeIntelli“-Projektes ist zudem mit modernster Sensor- und Computertechnik ausgestattet: 3D-LIDARe, Radare, Kameras Ultraschallsensoren und ein gut sichtbarer Server im vorderen Teil des Passagierraums ermöglichen dem Elektro-Löwen, autonom im Straßenverkehr mitzufahren.

Kein Wunder also, dass viele Besucher die Gelegenheit nutzten, einen Blick ins Innere des Zukunfts-Busses zu werfen und sich die Technik erklären zu lassen. Auf einem Monitor konnten sie dort beispielsweise live verfolgen, wie die LIDAR-Sensoren das Umfeld des Fahrzeugs wahrnehmen – Menschen, Mobiliar und die anderen Exponate in der Nähe waren in der Punktwolke klar zu erkennen. Auf einem anderen Bildschirm war die Aufzeichnung einer Versuchsfahrt über ein Testgelände zu sehen: Das Fahrzeug bewegte sich sicher auf seiner Fahrbahn und erkannte dank seiner ausgefeilten Sensorik Ampeln, Verkehrszeichen und andere Verkehrsteilnehmer.

Umgebung im Blick: Den LIDAR-Sensoren des Erklärbusses entgeht nichts rund um das Fahrzeug.

Autonome Mobilität erlebbar machen

„Mit dem BeIntelli-Erklärbus wollen wir Industrie, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft die Möglichkeiten der Autonomen Mobilität der Zukunft näherbringen“, erklärt Prof. Sahin Albayrak, Konsortial- und Projektleiter BeIntelli. „Zehn integrierte Displays und sechs Tablets im Innenraum des Fahrzeugs visualisieren, wie der Bus die Umgebung wahrnimmt und voraussieht, welche Wegestrecke er plant und welche Fahrentscheidungen er trifft.“ Derzeit finden Testfahrten auf nicht-öffentlichem Gelände statt, ehe der Bus im Sommer dann automatisiert durch die Berliner Innenstadt fahren soll. Dafür wird ein urbanes Testfeld im Herzen Berlins aufgebaut, das vom Brandenburger Tor über den Ernst-Reuter-Platz und die Gedächtniskirche bis zum Adenauerplatz reicht.

Mit dem BeIntelli-Erklärbus wollen wir Industrie, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft die Möglichkeiten der Autonomen Mobilität der Zukunft näherbringen

Sahin Albayrak, Konsortial- und Projektleiter Belntelli

MAN realisiert das „BeIntelli“-Projekt gemeinsam mit dem DAI-Labor der Technischen Universität Berlin und der IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr. An dem Gesamtprojekt, das im Rahmen von „ZEKI | Zentrum für Erlebbare KI und Digitalisierung“ stattfindet und vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert wird, arbeitet ein großes interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Praxis mit dem Ziel, ein intelligentes Verkehrssystem mit automatisierten Fahrzeugen erlebbar zu machen. „Wir setzen unseren eigens im BeIntelli-Projekt entwickelten Software-Stack für den Bus ein“, berichtet Marc Guerreiro Augusto, Projektkoordinator BeIntelli. „Nach Erteilung einer Erprobungsgenehmigung durch das Kraftfahrtbundesamt wird er in unserem Reallabor der Öffentlichkeit für Erklärfahrten zugänglich gemacht.“

Prognose: Tim Alscher von IAV rechnet gegen Ende der 2020er-Jahre mit fahrerlosen Bussen.

Erste automatisierte Linienbusse bis 2030

Aus Sicht von Tim Alscher, dem zuständigen Projektmanager von IAV, ist der öffentliche Personennahverkehr ein ideales erstes Anwendungsgebiet für das automatisierte Fahren: „Die Busse sind rund um die Uhr unterwegs, weshalb eine Automatisierung hier besonders sinnvoll ist. Mit BeIntelli schaffen wir eine wichtige Grundlage dafür – und für die Revolution im öffentlichen Nahverkehr.“ Alscher rechnet damit, dass die ersten fahrerlosen Busse gegen Ende der 2020er-Jahre zum Einsatz kommen werden.

Expertin für automatisiertes Fahren: Jana Kirchen von MAN registriert großes Kundeninteresse am fahrerlosen Bus.

Ganz ähnlich sieht das auch Jana Kirchen, die als Produktstrategiemanagerin für das autonome Fahren bei MAN für die Technologie-Roadmap, die Produktplanung und Partnerschaften verantwortlich ist: „Ab 2030 möchten wir Busse mit SAE-Automatisierungslevel 4 aufbauen, die ohne Fahrer im Straßenverkehr unterwegs sein können“. Das Interesse bei potenziellen Kunden sei groß – denn wegen des zunehmenden Fahrermangels suchten die Verkehrsunternehmen nach technischen Lösungen, um ihre Angebote auch in Zukunft aufrechterhalten und sogar ausbauen zu können. „Darum beteiligt sich MAN an BeIntelli und anderen Projekten wie etwa MINGA“, berichtet Kirchen. „MINGA hat das Ziel, einen automatisierten eBus in eine bestehende Buslinie in München zu integrieren. Der Pilotbetrieb soll 2025 starten. Für MINGA werden wir einen eBus mit der neuen E/E-Architektur von MAN einsetzen, in die sich die automatisierten Fahrfunktionen besonders effektiv integrieren lassen.“

Bus-Stratege: Mustafa Tasaltin informierte über die Entwicklung der Elektro-Löwen von MAN.

Über den aktuellen Stand und die weitere Entwicklung der Elektro-Löwen informierte Mustafa Tasaltin, Senior Vice President Engineering, Product and Projekt Management Bus, die Besucher in Berlin. „Unsere eBusse bewähren sich sowohl in der winterlichen Kälte Oslos als auch in der Hitze Valencias. Und mit der neuen Batteriegeneration, die wir ab 2025 in Nürnberg in Großserie fertigen und in unsere eBusse einbauen, werden wir die Reichweite nochmals deutlich steigern. Diese Entwicklung wollen wir in den kommenden Jahren weiter vorantreiben, wobei wir auch das Know-how von Volkswagen und TRATON nutzen können.“

Wertschätzung: Die Initiative "LieblingsbusfahrerIn" würdigt die Menschen hinter dem Steuer.

„LieblingsbusfahrerIn“: Wertschätzung für die Menschen am Lenkrad

Auf der Mobility Move ging auch die von MAN unterstützte Initiative „LieblingsbusfahrerIn“ in die zweite Runde. ÖPNV-Fahrgäste können unter www.lieblingsbusfahrerin.de eine besondere Begebenheit oder eine schöne Erinnerung schildern und so ihren persönlichen Liebling am Lenkrad vorschlagen. „Es gibt viele tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ÖPNV“, so Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Initiator der Aktion. „Mit der Initiative wollen wir sie öffentlich sichtbar machen.“ Marion Heber, Leiterin Personal bei DB Regio Straße, ergänzte: „Die Fahrerinnen und Fahrer sind das Herzstück unseres Unternehmens. Wir spüren schon heute den Fachkräftemangel – und das ist erst der Anfang. Darum müssen wir einerseits rekrutieren, aber auch unser Personal an uns binden. Mit der Initiative LieblingsbusfahrerIn wollen wir das Image des Berufs verbessern helfen.“ Ein wichtiges Anliegen, denn bis auf Weiteres ist ein ÖPNV ganz ohne Menschen am Lenkrad noch undenkbar.

Text: Christian Buck

Fotos: Emil Levy

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