MAN Engines

Altehrwürdige Iris mit neuester Antriebstechnik

Im Fokus:

Hybride Antriebssysteme von MAN Engines können den Komfort von Passagierschiffen erhöhen und deren Effizienz steigern – selbst bei einem 70 Jahre alten Oldtimer wie der „Iris“, die ihre Fahrgäste heute mit den Annehmlichkeiten eines modernen Antriebs über den Comer See befördert.

Die „Iris“ ist ein Schiff, das schon zweimal wiedergeboren wurde: 1953 vom Stapel gelaufen und 1954 in Dienst gestellt, wurde sie 1998 zum ersten Mal ausgemustert. Zwei Jahre später nahm das 30,75 Meter lange Passagierschiff seine regelmäßigen Fahrten auf dem Comer See wieder auf, bis 2020 Corona kam und für eine weitere Pause sorgte. Diese unfreiwillige Unterbrechung hatte aber auch ihr Gutes: Sie gab der Reederei Navigazione Laghi die Gelegenheit, den Oldtimer gründlich zu renovieren – und seinen Antrieb in puncto Technik und Komfort auf den neuesten Stand zu bringen.

Im Inneren der Iris arbeitet inzwischen ein hybrides Antriebssystem von MAN Engines. Die Zweimotorenanlage besteht aus je einem Reihensechszylinder-Dieselmotor MAN D2676 LE487 mit 290 kW (394 PS) Leistung und einer E-Maschine, die 100 kW (136 PS) liefern kann. Für den optimalen Mix aus Diesel- und elektrischem Antrieb sorgt das moderne Hybridsystem – die MAN Smart HYBRID Experience – automatisch. Der Kapitän wählt lediglich den für sein Manöver besten Betriebsmodus aus – die Optionen sind batterie-elektrisch, diesel-elektrisch, reiner Dieselbetrieb oder Hotelmodus beim Ankern – den Rest erledigt die Technik. Die Passagiere bemerken von alldem nichts, denn der Wechsel zwischen allen Betriebsmodi erfolgt ohne Kraftunterbrechung und damit auch ohne einen spürbaren Ruck.

Durch das vollelektrische System erleben unsere Fahrgäste eine Stille, die man sich vorher nicht vorstellen konnte.

Alessandro Carchen, Leiter der Technischen Organisation bei der Iris-Betreibergesellschaft Gestione Governativa Navigazione Laghi

Neu gedacht, neu gemacht: Das moderne Hybridsystem von MAN Engines war auch in den engen Motorraum der Iris gut zu integrieren.

Bisher unvorstellbare Stille

Auch sonst hat der Komfort durch den neuen Antrieb deutlich zugenommen – insbesondere bei der Landung an den Piers und beim Rangieren, wenn der Antrieb komplett von der E-Maschine übernommen wird. „Durch das vollelektrische System erleben unsere Fahrgäste eine Stille, die man sich vorher nicht vorstellen konnte“, berichtet Alessandro Carchen, Leiter der Technischen Organisation bei der Iris-Betreibergesellschaft Gestione Governativa Navigazione Laghi. „Und im Hotelmodus läuft die Stromversorgung am Landeplatz ausschließlich über Batterien. Sie liefern beispielsweise Strom für die Klimaanlage – ohne die Abgase, die Verbrennungsmotoren typischerweise mit sich bringen.“

MAN Engines lieferte neben dem Hybridantrieb auch das gesamte Stromerzeugungssystem, von der Steuerung und Emissionskontrolle über die Batteriepakete bis hin zu den Bedienfeldern für die Brücke der Iris. Dort hat Chefkapitän Aurelio Cola das Steuerruder in der Hand – und ist voll des Lobes für sein erneuertes Schiff. „Schon in den späten 1990er- und den frühen 2000er-Jahren bin ich mit der Iris gefahren, natürlich mit dem alten Motor“, erinnert er sich. „Mein Eindruck von der neuen Iris ist absolut positiv. Und unsere Passagiere erleben eine neue Art des Navigierens mit weniger Vibrationen und Lärm.“

Zufriedener Technik-Chef: Alessandro Carchen freut sich über das Mehr an Komfort, welchen er seinen Passagieren durch das Hybridsystem bieten kann.

Verkaufsstart im Sommer 2025

Dieses Fahrgefühl können Schiffsreisende bald auch anderswo genießen, denn im Sommer 2025 startet MAN Engines den Verkauf des hybriden Antriebssystems. Interessenten profitieren von einem Service aus einer Hand – von der Planung bis hin zur Wartung. Und dank des modularen Konzepts kann jedes Schiff mit einem maßgeschneiderten Antrieb ausgestattet werden. Zur Auswahl stehen Reihensechszylinder sowie V8- und V12-Motoren, die sich mit 200 und 400 kW starken E-Maschinen koppeln lassen und dabei zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten bieten. Die Palette reicht dabei von der Kombination aus einem Dieselmotor mit 221 Kilowatt und einem 200 kW starken E-Antrieb als niedrigste Leistung bis hin zur Kombination eines Dieselmotors mit 1.471 kW und einem 400 kW starken E-Antrieb als Maximum.

Wir haben immer an dieses Projekt geglaubt, und es wurde hervorragende Arbeit geleistet.

Aurelio Cola, Head of Captains Navigazione Laghi

Veteran auf der Iris: Chefkapitän Aurelio Cola kennt das Schiff seit Jahrzehnten – und erlebt mit der Modernisierung auf das Hybridsystem jetzt den Höhepunkt ihrer Geschichte.

Um Probleme bei der Inbetriebnahme zu vermeiden und die Effizienz des Antriebs zu optimieren, führt MAN Engines vor der Installation umfangreiche Versuche auf dem Prüfstand durch. Dank dieser realitätsnahen Tests unter verschiedensten Bedingungen steigt nicht nur die Zuverlässigkeit des Systems – auch die Flexibilität bezüglich möglicher Einsatzszenarien steigt, da das System durch die Simulation flexibel an unterschiedlichste Anforderungen und Bedingungen angepasst werden kann.

Ein weiterer Vorteil des Hybridsystems: Die Verbrennungsmotoren lassen sich mit erneuerbarem Diesel gemäß den Standards EN15940 (Europa) bzw. ASTM D975 (USA) betreiben, was die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent verringert.

Bewährt im täglichen Einsatz

Seit Ende 2024 ist die Iris mit ihrem hybriden Antriebssystem im Liniendienst und befördert jeden Tag rund 1.500 Passagiere, in der Sommersaison können es bis zu 2.000 sein – eine beachtliche Zahl angesichts der relativ bescheidenen Größe des Schiffes. „Wir haben immer an dieses Projekt geglaubt, und es wurde hervorragende Arbeit geleistet“, freut sich Kapitän Cola. „So wurde aus einem Boot aus den 1950er-Jahren ein Schiff der Zukunft – charmant, altehrwürdig und modern-komfortabel zugleich.“

Die MAN Smart HYBRID Experience

Weitere Informationen wie die Zukunft der Antriebe auf dem Wasser aussieht gibt es hier unter Marine-Hybrid-System von MAN Engines | MAN Engines

Text: Christian Buck

Fotos: Navigazione Laghi, Jessica Pfleiderer