Der erste Hilfstransport
Christian bot sich als Unterstützer an und startete im April 2022 seine erste Tour in die Nähe von Lwiw. „Wir fuhren mit vier 7,5-Tonnern und Anhängern los“, erzählt er. Die Fahrzeuge waren, ebenso wie die geladenen Hilfsgüter, durch Unterstützer zur Verfügung gestellt worden. Von Anfang an keine Fahrt wie jede andere. „Du steigst ein in den Bock und dann werden erstmal der Fahrtenschreiber und das Mautgerät deaktiviert“, erzählt Christian. Als humanitärer Hilfstransport fuhr er mautbefreit. „Auch an Fahrzeiten ist man nicht gebunden. Von Bremen nach Kiew sind wir eigentlich immer durchgerauscht. Da muss man sich als Fahrer gut kennen und seine Energiereserven einschätzen.“
In der Ukraine lernte Christian dann Michael Kröger kennen, der die Abläufe vor Ort organisierte. Nach dieser ersten Erfahrung folgten fünf weitere Touren – diesmal direkt nach Kiew. Jedes Mal stellte ein hilsbereiter Geschäftspartner vertrauensvoll einen Sattelzug zur Verfügung. Von Kiew aus wurden die Güter weiter an die Front verteilt.
Die Reisen waren alles andere als risikofrei. Während zwei Aufenthalten in der Hauptstadt kam es zu Raketenangriffen. „Die Menschen vor Ort müssen sich selbst zu helfen wissen. In unserem Fall hatte man am Zentrallager einen Überseecontainer als improvisierten Schutzraum eingegraben.“
Beim Passieren der Grenze erlebte Christian eine innere Veränderung. „Die Anspannung wird spürbar. Man weiß: Man verlässt das „sichere“ Europa.“ Bemerkenswert war für den Fahrer, dass das Leben vor Ort spürbar weitergeht. „Man konnte abends essen gehen – die Ausgangssperre war der einzige spürbare Unterschied.“