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Großes bewegen

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Im Konvoi mit Hilfsgütern in die Ukraine

Als ehemaliger Berufskraftfahrer vermisste Christian Kemena ab und zu das Fahren. Eine Chance, konkrete Hilfe zu leisten, ließ ihn mehrere Transporte mit Hilfsgütern in die vom Krieg erschütterte Ukraine fahren. Dabei zeigte er, wie man mit Mut und Herz Großes bewegen kann.

Bis 2019 war Christian Kemena im Fernverkehr unterwegs. Inzwischen arbeitet er in der Disposition seines Familienbetriebs, einer Tischlerei. Doch das Fahren steckt ihm immer noch im Blut: „Ich steige in meiner alten Firma hin und wieder als Urlaubsaushilfe ins Fahrerhaus.“ Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, eröffnete sich ihm eine besondere Gelegenheit, bei der er seine Hilfsbereitschaft und die Leidenschaft fürs Fahren vereinen konnte: Hilfstransporte ins Krisengebiet.

„Ich habe vom Verein Oldenburg hilft e.V. erfahren, der in Zusammenarbeit mit Michael Kröger Hilfsgüter direkt ins Land brachte und sie bis an die Front verteilte“, erinnert sich Christian. Was ihn besonders beeindruckte, war die Offenheit und Transparenz, was die Verteilung vor Ort angeht.

Man wusste genau, wo die Spenden blieben.

Der erste Hilfstransport

Christian bot sich als Unterstützer an und startete im April 2022 seine erste Tour in die Nähe von Lwiw. „Wir fuhren mit vier 7,5-Tonnern und Anhängern los“, erzählt er. Die Fahrzeuge waren, ebenso wie die geladenen Hilfsgüter, durch Unterstützer zur Verfügung gestellt worden. Von Anfang an keine Fahrt wie jede andere. „Du steigst ein in den Bock und dann werden erstmal der Fahrtenschreiber und das Mautgerät deaktiviert“, erzählt Christian. Als humanitärer Hilfstransport fuhr er mautbefreit. „Auch an Fahrzeiten ist man nicht gebunden. Von Bremen nach Kiew sind wir eigentlich immer durchgerauscht. Da muss man sich als Fahrer gut kennen und seine Energiereserven einschätzen.“

In der Ukraine lernte Christian dann Michael Kröger kennen, der die Abläufe vor Ort organisierte. Nach dieser ersten Erfahrung folgten fünf weitere Touren – diesmal direkt nach Kiew. Jedes Mal stellte ein hilsbereiter Geschäftspartner vertrauensvoll einen Sattelzug zur Verfügung. Von Kiew aus wurden die Güter weiter an die Front verteilt.

Die Reisen waren alles andere als risikofrei. Während zwei Aufenthalten in der Hauptstadt kam es zu Raketenangriffen. „Die Menschen vor Ort müssen sich selbst zu helfen wissen. In unserem Fall hatte man am Zentrallager einen Überseecontainer als improvisierten Schutzraum eingegraben.“

Beim Passieren der Grenze erlebte Christian eine innere Veränderung. „Die Anspannung wird spürbar. Man weiß: Man verlässt das „sichere“ Europa.“ Bemerkenswert war für den Fahrer, dass das Leben vor Ort spürbar weitergeht. „Man konnte abends essen gehen – die Ausgangssperre war der einzige spürbare Unterschied.“

Hilfe, die ankommt

Die Spenden, die Christian und seine Mitstreiter lieferten, wurden in einem Zentrallager gesammelt und weiterverteilt: Generatoren, Winterkleidung, Holzbrennöfen – was gerade dringend benötigt wurde. Passend zur Saison und immer sehr bedarfsorientiert. Christian erinnert sich an bewegende Begegnungen. „Frauen und Kinder, deren Familienväter kämpften oder bereits gefallen waren, waren in jämmerlichen Verhältnissen im Keller einer Schule untergekommen und hatten ewig kein Wasser gehabt. Denen haben wir Verpflegung, einen Generator und eine Waschmaschine gebracht.“

Die Touren in die Ukraine wurden für Christian irgendwann Routine, doch die emotionale Belastung blieb, auch für seine Freunde und Familie. „Über einen Geschäftskunden habe ich einen Datenpass bekommen, sodass ich immer mit ihnen in Verbindung stand und von meiner Tour berichten konnte.“ Christians Erfahrungen haben sein Umfeld aber auch inspiriert. Sein bester Freund beschloss, eine der Touren unterstützend zu begleiten. „Ein benachbartes Autohaus spendete Erste-Hilfe-Kästen und meine Familie hat sich auch an Sammelaktionen beteiligt.“ Seine eigene Firma unterstützte die Aktion auch aktiv, indem Christian für die Touren freigestellt wurde.

Ich mache das nicht für Lob oder Anerkennung. Es macht mich glücklich, zu wissen, dass meine Lieferungen konkret helfen.

Sein Rat an andere: „Jeder kann auf seine Weise etwas Gutes tun – sei es durch eine Geldspende, die Mitarbeit in einem Verein oder durch praktische Hilfe. Es muss nicht immer die Fahrt an die Front sein.“ Durch seine Einsätze beweist Christian Kemena, dass auch ein einzelner Trucker mit Herz und Mut die Welt ein Stück besser machen kann.

Wer selbst spenden oder helfen möchte, kann sich an Michael Krögers Organisation Direkthilfe Ukraine wenden.

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