MAN Deutschland

Elektrisch unterwegs – was sollte ich wissen?

MAN eTGX

Eure Fragen, unsere Antworten rund um die Batterien und die Stromverteilung der MAN eTrucks

Viele von euch Fahrern zeigen großes Interesse an der neuen Technologie der MAN eTrucks. Ihr habt uns eure Fragen geschickt und wir antworten darauf. In diesem Artikel geht es um den praktischen Umgang mit den Batterien und welche Systemkomponenten relevant sind.

Ihr wollt von uns vieles wissen über die Elektrolöwen. In einer Artikelserie geben wir Antworten auf alle eure Fragen. In diesem Beitrag gehen wir auf Themen Batterien ein, was sie leisten und was ihr beachten solltet. Demnächst kommt dann noch eine Folge zum Thermomanagement und zu allgemeinen Themen. Die Fragen und Antworten zum Antriebsstrang haben wir schon für euch beantwortet. Übrigens könnt ihr im virtuellen Showroom die MAN eTrucks von allen Seiten betrachten und tiefer in die Fahrzeugkomponenten eintauchen.

Achim Demattio MAN

Unser Experte, Achim Demattio (MAN Truck & Bus als Project Manager Sales - New MAN eTruck), nimmt uns mit, um den MAN eTruck von seiner technischen Seite kennenzulernen. Er hat eure Fragen beantwortet.

Eure Fragen, unsere Antworten: Ein Blick auf die Batterien und die Komponenten zur Stromverteilung

Die Transportbranche verändert sich in großen Schritten. Neue Antriebstechnologien sollen den Güterverkehr auf der Straße nachhaltiger und umweltfreundlicher machen. Die Hauptrolle spielt dabei die Elektromobilität. Über die Reichweite und die Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw ist schon viel gesagt worden. Hier soll es um etwas anderes gehen, nämlich um Know-how zu den Batterien, zum Laden, zum Hochvolt- und zum Niedervoltsystem. Dieses Wissen ist für euch Fahrer wichtig, wenn ihr mit einem MAN eTruck unterwegs seid. Dazu findet ihr weiter unten die Antworten auf eure Fragen.

Insgesamt können je nach Einsatzgebiet bis zu sechs Batterie-Packs (1 bis 6) rechts und links vom Hauptrahmen sowie mittig und vorn zwischen den Rahmenlängsträgern eingebaut werden. Eine Nachrüstung von Batterien ist nicht möglich.

Übrigens: Die Batterie-Packs werden von MAN in Nürnberg in Serie hergestellt.

Zum Hochvoltsystem des MAN eTGX gehören die Hochvolt-Verteiler-Einheit (7), der ePTO-Schaltkasten (8) mit Spannungs-, Strom- und Temperaturüberwachung der optionalen Schnittstelle für elektrische Nebenabtriebe sowie sekundäre Systeme wie die Drucklufterzeugung (9).

Übrigens: Erst durch die in den Batterien gespeicherte und bedarfsgerecht bereitgestellte Energie des Hochvoltsystems wird das Beschleunigen und das Fahren mit dem neuen MAN eTruck möglich.

Das Niedervoltsystem versorgt unter anderem verschiedene Steuergeräte und Systeme rund um das Fahrerhaus mit Energie. Damit die Absiche­rung auch bei einem Ausfall oder einer notwendigen Notabschaltung des Hochvoltsystems gegeben ist, kommt beim MAN eTruck ein zweites 24-Volt-Sicherheitsnetz in Form von zwei separaten 12-Volt-Batterien (12) zum Einsatz.

Energiebilanzanzeige im Stand

Das hochauflösende 12,3-Zoll-Farbdisplay des Kombiinstruments Professional ist auch beim MAN eTruck ein absolutes Top-Feature. Es zeigt euch Fahrern alle notwendigen Betriebsinformationen übersichtlich und leicht verständlich an. Zur Optimierung von Effizienz und Reichweite könnt ihr euch den Verlauf der Energieflüsse über eine bestimmte Zeit oder Fahrstrecke als Balkendiagramm anzeigen lassen. Daraus könnt ihr Rückschlüsse auf mögliche Einsparpotenziale ziehen.

- Antriebsenergieverbrauch (blau, nach oben)

- Nebenabtriebsenergieverbrauch an der HV-Schnittstelle (orange, nach oben)

- Energierückgewinnung (grün, nach unten)

- Energieverlust durch Betriebsbremse (weiß, nach unten)

Energiebilanzanzeige bei der Fahrt

Während der Fahrt kann der Verlauf der Energieflüsse der letzten acht Minuten Fahrzeit angezeigt werden. Jeder Balken stellt den Mittelwert über jeweils eine Minute dar. Die Farb- und Richtungssystematik entspricht der Anzeige im Stand. In diesem Anzeigenbeispiel ist im Mittelbereich noch die Anzeige für den elektrischen Nebenabtrieb zu sehen.

Gemäß den Vorgaben der gesetzlichen Unfallversicherung muss der Lkw vor der Abfahrt durch eine Sichtprüfung auf Mängel kontrolliert werden (Abfahrtskontrolle). Wie bei Dieselfahrzeugen sind beim eTruck alle Fahrzeugeinrichtungen auf Funktion zu prüfen. Dazu gehören neben den Bremsen auch die Beleuchtung und die Bereifung. Besonderheiten für Elektro-Lkw sind dabei nicht zu beachten. Die Steckverbindungen der Batterien dürfen vom Fahrer nicht gelöst werden.

Wenn ihr den eTruck über das Wochenende abstellt, müssen üblicherweise keine besonderen Maßnahmen getroffen werden. Idealerweise sollten die Batterien für die nächste Tour bereits geladen werden. Bei sehr tiefen oder sehr hohen Temperaturen bietet es sich an, beim Abfahrtzeitraum das Vorkonditionieren der Batterien zu berücksichtigen.

Nein, üblicherweise nicht. Grundsätzlich ist das Fahrzeug bei Temperaturen bis zu minus 25 Grad Celsius startbar und bei Temperaturen zwischen minus 32 Grad und plus 45 Grad Celsius betreibbar. Oberhalb von Temperaturen von 35 Grad Celsius können sich unter Umständen Leistungseinbußen bei der Motorleistung ergeben. Bei sehr tiefen oder sehr hohen Temperaturen bietet es sich grundsätzlich an, einen Abfahrtzeitraum zu definieren, damit die Batterien vom Fahrzeug vorkonditioniert werden können, um Leistungseinschränkungen zu vermeiden.

Bei den Anschlussmöglichkeiten besteht kein Unterschied zu den Diesel-Trucks von MAN. Im Gegensatz zu Dieselfahrzeugen können Verbraucher mit bis zu 24 Volt aber deutlich länger betrieben werden, da die Niedrigvolt-Batterien bei Bedarf über die Traktionsbatterien nachgeladen werden. Niedrigvoltgeräte können auch während des Ladens betrieben werden. Der Tagesverbrauch der Klimaanlage an einem typischen Sommertag bei 25 Grad Celsius beträgt bis zu 50kWh bei 24-stündigem Betrieb. Bei vollen Batterien könnte die Klimaanlage in einem Fahrzeug mit sechs Batteriepacks mindestens zehn Tage ununterbrochen laufen. Falls ihr den eTruck einmal bei vollständiger Beleuchtung parken wollt, zum Beispiel auf einem Festival: Bei sechs vollen Batterien und einem angenommenen Grundlastverbrauch von 1 kW könnte der Elektro-Löwe 20 Tage nonstop leuchten.

Für die Lebensdauer der Batterien ist es vorteilhaft, wenn sie nur bis 80 Prozent aufgeladen werden. Ideal liegt ihr Ladegrad stets im Bereich zwischen 10 und 80 Prozent. Allerdings nehmen die Batterien auch keinen Schaden, wenn sie regelmäßig vollgeladen werden. Eine Entladung auf Null ist bei unseren Batterien (NMC) nicht notwendig. Falls einmal ein Notbetrieb von Warnblinker und Co. bei leeren Batterien notwendig sein sollte, stellt das Hochvoltsystem als Backup Strom mit bis zu 24 Volt zur Verfügung. Durch eine gleichmäßige und vorausschauende Fahrweise mit wenig Einsatz der Betriebsbremse und mit einer moderaten Durchschnittsgeschwindigkeit sorgt ihr dafür, dass die Batterien während der Fahrt möglichst wenig Energie abgeben müssen. Solltet ihr sehr lange im Stau stehen, wird sich das Fahrzeug mehrfach melden, bevor der Strom ausgeht, und Energiesparmaßnahmen einleiten. Sollten die Batterien tatsächlich einmal vollkommen entleert sein, ist ein Abschleppen zur nächsten Ladesäule notwendig.

An einem Lkw sind die Flächen zu klein, um einen sinnvollen Betrieb von Solarpanels zu ermöglichen. Aufbauseitig bestehen entsprechende Lösungen, die allerdings – abhängig vom Wetter und von der Jahreszeit – nur eingeschränkt nutzbar sind.

Die aktuell für eTrucks verfügbaren Radformeln (4x2, 6x2-2 und 6x2-4) und Bauhöhen können auf der Baustelle eingesetzt werden, eignen sich aber nicht für schwere Einsätze. 6x4- und 8x4-eTruck-Fahrgestelle sind projektiert, aktuell aber noch nicht verfügbar.

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