30.07.2024
Nach rund vier Wochen Fahrt über Flüsse und Straßen ist das U-Boot U17 im Technikmuseum Sinsheim eingetroffen – über weite Strecken gezogen von einem MAN TGX 41.680.
Geschafft! U17 ist sicher an seinem Ziel angekommen. Das rund 350 Tonnen schwere U-Boot hat aber nicht an einem Hafenkai irgendwo an Nord- oder Ostsee angelegt und ist auch nicht auf dem Wasserweg zu seinem Bestimmungsort Sinsheim gelangt – stattdessen hat es die finale Etappe seiner letzten Reise auf einem Plattformwagen mit 30 Achsen zurückgelegt, gezogen von einem MAN TGX 41.680. Ziel der spektakulären Aktion ist das Technikmuseum Sinsheim, wo das 2010 bei der Deutschen Marine außer Dienst gestellte U-Boot bald zum Publikumsmagneten werden soll.
Vor mehr als einem Jahr, am April 2023, hatte U17 Kiel verlassen. Transportiert auf einem Lastenträger, ging es durch den Nord-Ostsee-Kanal und über die Nordsee in Richtung Hoek van Holland. Auf der Waal und über den Rhein gelangte der Schubverband von Dordrecht über Nijmegen nach Duisburg. Nach einem weiteren Halt in Köln passierte U17 Bonn und Mainz, bevor es im Mai 2023 im Hafen Speyer ankam. Von dort ging es per Straßentransport ins Technikmuseum Speyer.
Am 30. Juni machte sich das U-Boot erneut auf den Weg, zuerst auf der Straße vom Technikmuseum Speyer zum Rhein. Dort wurde U17 auf einen Fluss-Ponton verladen, um zuerst über den Rhein nach Mannheim und danach über den Neckar bis zum 9. Juli nach Haßmersheim transportiert zu werden. Dann ging es zurück auf die Straße und durchs nördliche Baden-Württemberg zum Zielort Sinsheim.
Verantwortlich für die letzte Fahrt von U17 war Kübler Schwertransporte aus Michelfeld-Erlin. Das Unternehmen ist als Logistikdienstleister weltweit im Bereich Schwergut tätig und dadurch bestens vertraut mit Herausforderungen aller Art. Und es ist langjähriger Kunde von MAN. „Wir setzen auf MAN, weil uns die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge überzeugt hat“, sagt Niclas Grimm, Projektmanager bei Kübler. „Für spezielle Transporte wie diesen haben wir einen MAN TGX 41.680 zu einem 8x6 umbauen lassen.“ Neben mächtigen Tiefladern und kräftigen Trucks ist vor allem eines bei solchen Aufträgen unverzichtbar: Lkw-Fahrer mit viel Berufserfahrung und einem besonders guten Konzentrationsvermögen.
Frieder Saam ist einer von ihnen. Er saß Steuer des MAN TGX 41.680 8x6 und chauffierte U17 in Richtung Sinsheim. „Ich fahre schon seit sehr vielen Jahren Schwertransporte“, berichtet er. „Und es ist trotzdem immer wieder etwas Besonderes, weil kein Auftrag dem anderen gleicht. Außerdem macht es mich auch stolz, derart große Transporte fahren zu können.“ Die Vorbereitungen für einen Schwertransport starten lange, bevor sich die Fracht zum ersten Mal in Bewegung setzt: Mögliche Routen werden erkundet, Absprachen mit Behörden und Polizei getroffen. Jede Tour ist Maßarbeit. Im Falle des U17-Transports begannen die Planungen bereits vor gut fünf Jahren, und mehrere Personen waren bei Kübler daran beteiligt – von Anfang an maßgeblich auch Fahrer Saam.
Neben der schieren Masse von U17 haben auch die Abmessungen des U-Boots den Transport zu einem Abenteuer gemacht: Der Stahlkoloss ist immerhin fast 50 Meter lang und mehr als viereinhalb Meter breit. Sowohl auf dem Wasser als auch während der Fahrt auf der Straße musste er immer wieder um 73 Grad gedreht werden – sonst hätte der Truck mit seiner sperrigen Fracht weder Bahnübergänge über- noch diverse Brücken unterqueren können. Möglich machte das Kunststück eine Drehvorrichtung, die speziell für die letzte Reise von U17 angefertigt wurde.
Das Team manövrierte den 90 Meter langen und 10 Meter hohen Schwertransport nicht nur unter tiefen Brücken hindurch, sondern auch durch engste Straßen im malerischen Kraichgau.
Zu den kniffligsten Momenten gehörte das mehrmalige Drehen des Bootes auf dem Ponton. Denn auf dem Wasser musste die Crew nicht nur U17, sondern auch das Ponton im Gleichgewicht halten. Eine besondere Herausforderung war auch das Abfahren vom Ponton in Haßmersheim, als U17 wieder an Land ging: Dabei musste der Ponton ständig neu ausbalanciert werden, um die sich verändernde Last auszugleichen.
„Einen solchen Transport können wir nur als Team meistern“, sagt Projektleiter Grimm. „Da wir schon seit vielen Jahren im Geschäft sind, konnten unsere Mitarbeiter auf der ganzen Welt Erfahrungen mit Herausforderungen aller Art sammeln. Das kommt uns jetzt natürlich zugute – und natürlich sind wir auch äußerst stolz darauf, dass das Technikmuseum Sinsheim uns diese komplexe Aktion anvertraut hat.“
Das Technikmuseum Sinsheim bietet jedes Wochenende geführte Touren durch das U-Boot U17.
Text: Christian Buck
Fotos: Auto - Technik - Museum e.V.