MAN Truck & Bus

„WoMAN Initiative“ bringt die Perspektive von Fahrerinnen in die Lkw-Produktentwicklung

Die teilnehmenden Frauen aus dem Workshop stehen vor einem LKW

07.03.2024


MAN erforscht die Bedürfnisse von Fahrerinnen und lässt die Erkenntnisse in die Lkw-Produktentwicklung einfließen – als Beitrag dazu, den Beruf der Lkw-Fahrerin attraktiver zu machen.

München zeigt sich an diesem Morgen Mitte Februar nicht gerade von seiner einladenden Seite: Nieselregen, bleigrauer Himmel. Doch vor dem Werkstor des Produktionsgeländes von MAN Truck & Bus sammeln sich vier bestens gelaunte Frauen. Sie sind hierhergekommen, um am dritten Teil des „WoMAN Workshop“ teilzunehmen. Die Lkw-Fahrerinnen bilden eine Art Thinktank, der seit 2022 Ideen beisteuert, wie MAN Truck & Bus stärker auf die Bedürfnisse von Frauen eingehen kann. Denn bislang ist der Blickwinkel in der Branche noch sehr einseitig, es werden vorwiegend männliche Bedürfnisse und Lebenswelten bei der Entwicklung der Lkw herangezogen. Diesem sogenannten Gender-Data-Gap soll hier entgegengewirkt werden.

Frederik Zohm steht als Redner vor der Gruppe des Workshops

Wichtiger Input: Fahrerinnen steuern eine wichtige Perspektive zur Entwicklung bei, betonte MAN Entwicklungsvorstand Dr. Frederik Zohm.

Fahrerinnen und Fahrer erfüllen dieselben Aufgaben – und nutzen dieselbe Hardware. Seit einiger Zeit ist MAN Truck & Bus dabei, stärker auf weibliche Bedürfnisse einzugehen. „Fahrerinnen steuern eine andere wichtige Perspektive zu unserer Produktentwicklung bei und wir können mit diesen wertvollen Erkenntnissen unsere Produkte für unsere Kundinnen und Kunden zukünftig noch besser, komfortabler und anwendungsfreundlicher machen“, sagt Dr. Frederik Zohm, Entwicklungsvorstand bei MAN Truck & Bus, bei der Begrüßung. „Nur wenn ihr an dem Fahrzeug, das euer täglicher Arbeitsplatz ist, Freude habt, könnt ihr nach außen tragen: Mit dem MAN kann man es schaffen.“

Zwei Frauen sehen sich das Cockpit des LKWs an

Expertinnen im Cockpit: Yvonne Mosandl (links) und Dr. Sigrun Weise diskutieren darüber, wie die Fahrerkabine für Frauen attraktiver gestaltet werden kann.

„WoMAN Initiative“ legt offen, wo Details den Unterschied machen

Für MAN stehen Fahrer und Fahrerinnen immer im Fokus, wenn es um die Entwicklung neuer Fahrzeuge geht. Die „WoMAN Initiative“ versucht darüber hinaus, den Arbeitsalltag der Fahrerinnen besser kennenzulernen und dabei auf die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu achten. Damit soll das Fahrzeug auch für die Frauen attraktiver gestaltet werden. „Am Ende ist der Lkw ein Fahrzeug mit 250 bis 640 PS und zumeist zwei Achsen. Um hier aber einen Unterschied zu machen, wollen wir in diesen Workshops von euch erfahren, was euch von Interieur bis Fahrweise wichtig ist“, unterstreicht Zohm. „Das bedeutet, dass ihr einen gewissen Einfluss auf künftige Veränderungen in unseren Trucks nehmen könnt.“

Fahrerinnen sind in Deutschland eine wachsende Gruppe unter den Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern. Der Anteil der Frauen im Besitz einer Fahrerkarte stieg zuletzt um über etwa zwei Prozent. Tendenz steigend, wie die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen. In der Ausbildung zum Berufskraftfahrer erhöhte sich der Frauenanteil in den Jahren 2011 bis 2021 von vier auf elf Prozent. „Bei rund 30.000 Fahrerkarten für Frauen im Vergleich zu rund einer Million für Männer ist die Dimension noch sehr unterschiedlich. Aber es zeichnet sich ab, dass sich immer mehr Frauen für diesen Beruf entscheiden. Außerdem sehen wir, dass die Stimme der Fahrerinnen auf Social Media Gewicht hat. Ihr habt also Einfluss“, so Workshop-Leiterin Dr. Sigrun Weise, Senior User Experience Researcher bei MAN Truck & Bus.

Die Teilnehmenden sitzen zusammen und schauen aiuf die Präsentation

Thinktank: Die vier Fahrerinnen im Austausch mit Expertinnen von MAN und Entwickungsvorstand Dr. Frederik Zohm.

Drei Frauen zeigen Peace aus dem Innenraum eines LKWs

Wachsender Einfluss: Immer mehr Frauen wie Ines Böttcher (links) und Yvonne Mosandl (Mitte) entscheiden sich für den Job im Truck.

Fahrerinnen und Fahrer sind unterschiedlich

Der „WoMAN Workshop“ reiht sich in eine Abfolge von internen Studien zum Arbeitsalltag und den Unterschieden zwischen Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern ein. Im Sommer 2023 wurden bei Interviews während des Trucknology Festivals auf dem MAN Gelände und dem Truck-Grand-Prix am Nürburgring zudem Interviews mit Fahrern und Fahrerinnen geführt, ergänzt durch eine Online-Umfrage Ende 2023.

Das ist die Basis, mit der das MAN Team aus den Bereichen Engineering und Design um Psychologin Sigrun Weise sowie die MAN Marktforschung arbeitet. So sind Fahrerinnen im Durchschnitt sieben Jahre jünger, elf Zentimeter kleiner und 18 Kilogramm leichter als ihre männlichen Kollegen. Sie gehen ähnlich positiv wie ihre männlichen Kollegen mit körperlicher Anstrengung um. „Ich sehe mich nicht rein als Fahrerin. Ich bin froh, wenn ich mich bewegen kann. Und natürlich spreche ich dann mit den Leuten an der Rampe“, sagt Christina Scheib, die sich für die Belange von Fahrerinnen starkmacht. Berufskraftfahrerin Yvonne Mosandl, die Überseecontainer transportiert, bestätigt die Beobachtung, dass sie durch ein paar freundliche Worte schneller eine gute Beziehung zu Kunden und deren Mitarbeiter aufbauen kann.

Die Teilnehmenden des Workshops stehen vor einem Board

Intensive Diskussion: Das MAN Team aus den Bereichen Engineering, Design und Marktforschung will die spezifischen Anforderungen von Frauen an einen LKW ermitteln.

Eine Frau steht vor dem LKW und lächelt

Powerfrau mit Fingerspitzengefühl: Angelika Hirlimann bringt Krane von A nach B.

Frauen wollen keine Sonderbehandlung

Bei den Befragungen durch MAN geht es um einen tieferen Einblick in die Details des Berufsalltages. „Vieles ist Spezialwissen. Das ist nun einmal unser Arbeits- und Wohnplatz“, erklärt Berufskraftfahrerin Ines Böttcher, die extra aus der Schweiz angereist ist. Solche Details umfassen die bevorzugte Breite der Betten, die Frage, ob es im Innenraum Waschbecken oder WC geben sollte, oder die Zahl der Steckdosen im Lkw, um mitgebrachte Elektrogeräte anstecken zu können – und, wie Fön oder Glätteisen auch im Lkw genutzt werden könnten. Aber auch die Erkenntnis, im Straßenverkehr nicht schon von Weitem sichtbar als „Frauen-Lkw“ gebrandet zu sein. „Wir wollen keine Sonderbehandlung, denn wir machen den Job genauso gut wie Männer“, stellt Angelika Hirlimann fest, die Krane von A nach B bringt und am Ziel mit viel Fingerspitzengefühl aufbaut. Zur Erfahrung der Frauen gehört auch, mit einem rauen Umgangston am Arbeitsplatz umzugehen.

Die Teilnehmenden des Workshops sitzen gemeinsam an einem Tisch

Work in Progress: MAN will den Arbeitsalltag von Fahrerinnen und Fahrern anhand detaillierter Fragebögen weiter untersuchen, um seine Produkte zu optimieren.

Der Arbeitsalltag von Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern soll anhand detaillierter Fragebögen weiter untersucht werden, um mögliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu identifizieren. Auch, um ihre Nutzungsanforderungen in die Fahrzeugentwicklung einbringen und Verbesserungen anstoßen zu können. „Mir ist kein Lkw-Hersteller bekannt, der so intensiv an den Bedürfnissen von Fahrern und Fahrerinnen interessiert ist wie MAN Truck & Bus“, sagt Böttcher, und Scheib ergänzt: „Es wäre ein Wow-Effekt für uns Fahrerinnen, wenn wir in ein paar Jahren sehen, dass unsere Anregungen bei der Entwicklung der Lkw aufgenommen wurden.“

Text: Anke Kotte

Fotos: MAN

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