In Zukunft wird MAN Engines vermehrt elektrische Antriebslösungen anbieten. Vertriebschef Reiner Rößner berichtet im Interview über mögliche Produkte, sinnvolle Anwendungen und die Vorteile, die MAN Engines seinen Kunden bieten kann.
Es gibt schon viele Anfragen aus unterschiedlichen Branchen, etwa von Baumaschinenherstellern oder aus der Landtechnik. Im Marinebereich haben wir erste Pilotprojekte mit Hybridantrieben abgeschlossen. Für Energiespeicherlösungen sind Batterien prinzipiell ebenfalls interessant, auch hier sehen wir großes Potenzial für die Zukunft. Insgesamt wird die Nachfrage nach batterieelektrischen Lösungen in Zukunft stark zunehmen.
Wir können grundsätzlich alle Technologien nutzen, die der TRATON-Konzern im Angebot hat – unseren Kunden also neben Batterien auch E-Motoren oder komplette elektrische Antriebsstränge anbieten. Wichtig ist dabei aber, dass sich die geplante Anwendung auch tatsächlich für batterieelektrische Antriebe eignet und im Vorfeld eine detaillierte Systemauslegung mit dem Maschinenhersteller stattfindet.
Im Onroad-Bereich derzeit zum Beispiel Sonderfahrzeuge wie Flughafenbusse oder Kehrmaschinen. Offroad kann man Maschinen batterieelektrisch betreiben, die keine allzu großen Leistungen benötigen – etwa Hof- oder Radlader. Im Segment „Power“ lassen sich Batterien zur Notstromversorgung oder als Speicher für gerade nicht benötigten Strom aus einem Blockheizkraftwerk nutzen. Im Marinebereich sind Hybridantriebe sinnvoll, um emissionsfrei in regulierten Gebieten zu fahren oder im Ankerbetrieb lautlos Strom zu beziehen.
Unsere Kunden bekommen keine Standard-Batterien, sondern Produkte, die perfekt für auf die jeweilige Kundenanforderung abgestimmt sind. Um das zu gewährleisten, haben wir in Nürnberg ein Entwicklungszentrum für Batterien aufgebaut, in dem wir unter anderem eigene Prüfstände für umfangreiche Batterietests betreiben. Zudem arbeiten wir kontinuierlich an verbesserten Zellchemien und einem optimierten Packaging der Batterien, um die Leistungsdichte zu erhöhen.
Wir profitieren natürlich davon, dass wir Teil des Volkswagen- und des TRATON-Konzerns sind, wo intensiv an neuen Batterietechnologien geforscht wird. Das allein reicht aber noch nicht aus: Unsere Kunden haben oft ganz spezielle Anwendungen, an die wir einen batterieelektrischen Antriebsstrang erst anpassen müssen. Dafür haben wir Experten im Haus, die ein maßgeschneidertes Engineering sicherstellen. Man benötigt neben einer guten Entwicklungsabteilung aber auch Erfahrungen in der qualitativ hochwertigen Produktion großer Stückzahlen. Dass wir das können, hat MAN in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen.
Das ist ein großer Vorteil von MAN Engines: Wir verfügen bereits über ein umfangreiches Netzwerk an Servicestützpunkten – und zwar weltweit. Diese bestehende Organisation ertüchtigen wir gerade für die Hochvolt-Technik. Daneben schulen wir aber auch das Personal jener Kunden, die eigene OEM-Werkstätten betreiben. Wer also von MAN Engines eine batterieelektrische Lösung kauft, kann sich auf den guten Service verlassen, den wir schon heute bei den konventionellen Antrieben bieten. Das Beispiel zeigt sehr gut, dass man eben mehr können muss, als nur ein paar Batterien zu bauen: Entscheidend sind eine stabile Serienproduktion, ein weltweiter Service und die sichere Versorgung mit Zellen – wobei wir sehr von den Vorteilen des Konzernverbunds profitieren.
Die Batterietechnologie macht zwar große Fortschritte, ist für Höchstleistungs-Anwendungen aber noch nicht geeignet. Derzeit können wir Verbrennungsmotoren darum nur in kleineren Maschinen oder speziellen Fahrzeugen ersetzen. Ich rechne damit, dass im Jahr 2030 rund 20 bis 25 Prozent aller verkauften Komponenten elektrisch sein werden. Es wird also noch eine lange Zeit ein Nebeneinander von Verbrennungs- und Elektromotoren geben – auch in unserem Portfolio.