MAN Engines

Klimaschützer Klärschlamm

Kläranlagen erzeugen aus dem Klärschlamm Strom und Wärme
Im Fokus:

Immer mehr Kläranlagen erzeugen aus dem Klärschlamm Strom und Wärme. In vielen dieser kleinen Blockheizkraftwerke sorgen MAN Motoren für eine nachhaltige und kostengünstige Energieerzeugung.

Das Gruppenklärwerk Barsinghausen liegt in der Nähe von Hannover und reinigt die Abwässer von rund 35.000 Menschen sowie des Keksproduzenten Bahlsen. In den vergangenen Jahren wurde es grundlegend modernisiert, um die Betriebskosten sowie die CO2-Emissionen zu senken. In diesem Zusammenhang startete 2018 das Projekt „Bau einer anaeroben Schlammstabilisierung mit Faulgasverwertung zur CO2-Einsparung“: Ziel war es, aus dem Klärschlamm Methan zu gewinnen und mit diesem in einem eigenen Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und Wärme zu produzieren.

Im Juni 2022 nahm das BHKW seinen Betrieb auf und erzeugt seitdem im Schnitt 2.300 Kilowattstunden Strom und 4.300 Kilowattstunden Wärme pro Tag – geplante Stillstände durch Wartungsarbeiten bereits eingerechnet. Geliefert wurde es vom MAN Partner Sokratherm, der in das kleine Kraftwerk einen MAN Gasmotor mit 120 Kilowatt Leistung integriert hat. „So können wir rund die Hälfte unseres Energiebedarfs selbst decken“, rechnet Heiko Bartling vor, der im Gruppenklärwerk für den technischen Betriebsablauf zuständig ist. „Bei der Wärme für die Betriebsgebäude sind wir sogar völlig autark.“ Angesichts der hohen Energiepreise ist das eine spürbare Entlastung des kommunalen Betriebs.

Heiko Bartling -Gruppenklärwerk Barsinghausen

Zufriedener Nutzer: Heiko Bartling (Gruppenklärwerk Barsinghausen) freut sich über Strom und Wärme aus eigener Produktion. ©Stadtentwässerungsbetrieb Barsinghausen

Klärschlamm-Kraftwerk im Gruppenklärwerk in Barsinghausen

Zuverlässige Energiequelle: Das Klärschlamm-Kraftwerk im Gruppenklärwerk in Barsinghausen.

Problemloser Dauerbetrieb

Das BHKW trägt aber auch zum Klimaschutz bei. „Wir vermeiden pro selbst produzierter Kilowattstunde Strom 438 Gramm CO2, weil wir sonst Strom aus dem öffentlichen Netz hätten beziehen müssen“, berichtet Bartling. Mit der Zuverlässigkeit des BHKWs ist er höchst zufrieden: Abgesehen von den Wartungsintervallen läuft die Anlage in einem Container auf dem Betriebshof rund um die Uhr und völlig lautlos im Dauerbetrieb. „Wir haben keine Arbeit damit – außer drumherum gelegentlich das Unkraut zu zupfen“, sagt Bartling.

Die Energie für den BHKW-Betrieb verdankt das Gruppenklärwerk einem mehrstufigen Prozess: Der Schlamm im Abwasser fällt in Becken aus und wandert als „Primärschlamm“ in den Faulturm. Parallel dazu bauen Bakterien im restlichen Abwasser Stickstoff ab und werden selbst zum „Sekundärschlamm“, der ebenfalls im Faulturm endet. Dort erzeugen andere Bakterien bei rund 37 Grad Celsius Methan, den Hauptbestandteil von Erdgas. Es wird in den Gasspeicher gepumpt und später im BHKW in Strom und Wärme umgewandelt.

Abwasser in Kläranlagen als nachhaltige Energiequelle

© Getty Images/BNBB Studio. Heimischer Rohstoff: In Abwasser steckt jede Menge Energie. Bakterien machen sie nutzbar.

Zusatzeinnahmen durch eingespeisten Strom

Auf die gleiche Weise erzeugt auch der Abwasserzweckverband Hagenow – der vor allem Industrieabwässer reinigt – Klärgas für seine beiden BHKW. Sie stammen ebenfalls von Sokratherm und liefern dank der eingesetzten MAN Motoren 400 bzw. 250 Kilowatt elektrische Leistung. „Wir produzieren mehr Strom, als wir selbst verbrauchen können“, berichtet Thomas Zahn, der in Hagenow für die technischen Anlagen verantwortlich ist. „Den Überschuss von etwa 150 Kilowatt speisen wir ins öffentliche Netz ein.“

Die beiden BHKW sind seit 2015 bzw. 2019 in Betrieb und haben sich ebenfalls als äußerst zuverlässig erwiesen. „Die Anlagen sind sehr kompakt, weil Sokratherm die gesamte Technik auf engstem Raum untergebracht hat“, lobt Zahn. „So passt alles in unser bestehendes Maschinengebäude.“ Nach seiner Beobachtung haben alle größeren Klärwerke in der Region bereits BHKWs mit Gas aus dem Faulturm in Betrieb. „Die Investition lohnt sich ab etwa 30.000 Einwohnern oder entsprechenden Abwässern aus der Industrie.“ Und nicht nur das: Auch das Klima profitiert von der intelligenten Nutzung durch anaerobe Abwasserreinigung oder die Nutzung von Faultürmen.

Klärschlamm als Energiequelle

Weit verbreitet: Viele größere Klärwerke nutzen bereits ihren Klärschlamm als Energiequelle.


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