Das Cinecittà in Nürnberg ist Deutschlands größtes Multiplexkino. In den vergangenen Jahren seit seiner Eröffnung 1995 war die „Film-Stadt“ (italienisch: Cinecittà) immer federführend hinsichtlich Technik, Innovationen und Erlebnisorientierung für ihre Besucher. Ein Baustein zur Erfüllung dieses hohen Anspruchs sind zwei Blockheizkraftwerke mit Motoren von MAN Engines. Diese sorgen für Strom und Wärme in den zahlreichen miteinander verbundenen Gebäudekomplexen – wobei eines dabei unmittelbar neben einem Kinosaal steht. Durch den Betrieb mit Erdgas helfen sie die CO2-Bilanz des Kinos zu verbessern.
Das Cinecittà wurde 1995 inmitten der Nürnberger Altstadt eröffnet und über die Jahre immer wieder erweitert und modernisiert. Besonders schön ist dabei seine Lage, die sich direkt an der Pegnitz befindet. Dies ist bei allen Erweiterungen und Modernisierungen auch gleichzeitig immer eine besondere Herausforderung, da sich ca. 85 Prozent des Kinokomplexes unter der Erdoberfläche befinden. Dennoch ist dies kein Grund für Betreiber und Kino-Urgestein Wolfram Weber auf neue Superlative und neueste Technik zu verzichten. Einer der Meilensteine im fortwährenden Wachstum des Komplexes war unter anderem 2001 die Eröffnung des IMAX-Kinos (heute: Cinemagnum). Mit 518 Plätzen und 600 qm Riesenleinwand – 35 Meter unter der Erde und ebenfalls nicht sehr viel weiter von der Pegnitz entfernt ein erfolgreiches, aber auch gewagtes Projekt. Heute ist das Cinecittà nach eigenen Angaben das größte Multiplexkino in Deutschland mit 23 digital bespielten Kinosälen und 4.646 Sitzplätzen und bislang mehr als 40 Millionen Besuchern. Dabei bietet der Komplex zusätzlich 5.000 m2 Foyerfläche, diverse Merchandising-Shops, drei Restaurants und zusätzliche Barbereiche.
Die enormen Dimensionen des Cinecittà werden Jedem schnell klar, sobald er sich nach dem Kassenbereich über die langen Wege und zig Stockwerke an verschiedensten Gastrobereichen vorbei in Richtung Kinosäle aufmacht. Der finanzielle Aufwand, der dabei alleine für Strom- und Heizkosten entsteht, lässt sich leicht auf einen oberen sechsstelligen Betrag beziffern. Haupttreiber sind dabei die Lüftungsanlage, gefolgt von der gesamten Kinotechnik sowie den gastronomischen Einrichtungen im Gebäudekomplex. Um diese Ausgaben zu senken und um die Energieeffizienz des Komplexes aus Umweltgesichtspunkten zu verbessern, hat man sich bereits 2014 für umfangreiche Umbauarbeiten entschieden. Die Lösung war ein ausgeklügeltes Konzept von zahlreichen Maßnahmen. Angefangen von kleinen, relativ leicht umzusetzenden Schritten wie der Umstellung auf LED-Beleuchtung bis hin zu aufwändigeren wie einer durchdachten Lüftungstechnik und -steuerung, die für Besucher unsichtbar in Versorgungsgänge hinter den Wänden verbaut wurde. Einen wesentlichen Beitrag in beiderlei Hinsicht jedoch leisten die beiden mit Erdgas betriebenen Blockheizkraftwerke (BHKW). Während beim Betrieb der MAN-Motoren im BHKW durch einen Generator Strom erzeugt wird, nutzt man gleichzeitig die Abwärme der Motoren, um den Wärmebedarf der Gebäude zu decken. Dieser positive Nebeneffekt wurde technisch soweit perfektioniert, dass über eine Absorbtionskältemaschine und Kompressionskältemaschine die Wärme im Sommer ebenfalls zur Kühlung des kompletten Gebäudes verwendet werden kann. Aufgrund aller umgesetzten Maßnahmen konnten vor Corona die Energiekosten auf 350.000 Euro im Jahr halbiert werden. Hinzu kommt, dass die Verbrennung von Erdgas ca. 25 % weniger Kohlendioxid (CO2) erzeugt als Heizöl. Mit dem über den Zeitraum von sieben Jahren in den eigenen BHKW verbrauchten Erdgas konnten somit XX Tonnen CO2 im Vergleich zu zugekaufter Fernwärme und Strom eingespart werden. [@Hr. Dauhrer: Bitte Zahlen über genutzte Wärme und verbrauchtes Gas, idealerweise im Zeitraum seit Inbetriebnahme 2014, notfalls Jahr vor Corona]
Zahlen, Daten und Fakten
Eingesetzt werden im Cinecittà zwei BHKW vom Typ ECO 210 EG des Energie- und Gebäudetechnikspezialisten Burkhardt GmbH. Jeder der beiden Sechszylinderreihenmotoren mit 12,4 Litern Hubraum vom Typ MAN E2676 LE202 leistet 210 kWelektrisch bzw. 250 kWthermisch. Der Fokus der Anwendung liegt auf der Produktion von Strom, so dass mit der Gesamtleistung von 420 kWelektrisch selbst in den Spitzenzeiten vom frühen Mittag bis in die Nacht der komplette Strombedarf des Multiplexkinos gedeckt werden kann.
Durch das Zwei-Komponenten-System der BHKW läuft bei der Wartung eines Motors der zweite weiter und kann die Versorgung mit Strom und Wärme weiter sicherstellen. Baulich bedingt konnte ein BHKW in einer Betonraumzelle von acht Metern Länge sowie drei Metern Höhe und Breite direkt neben dem Cinecittà untergebracht werden, das zweite BHKW wurde im Gebäude unter dem Erdniveau – direkt neben dem Kinosaal XX – untergebracht. Neben der herausfordernden Installation des XX Tonnen schweren BHKW in dem Bestandsgebäude war der Schallschutz damit eine zusätzliche Schwierigkeit. Mit einem schallentkoppelten Boden, Schallkapselung und auch dank der vibrationsarmen MAN Motoren wurde jedoch auch diese Herausforderung gelöst.