04.03.2020
Hohes Tempo, reibungslose Abläufe, Mensch und Maschine im perfektem Takt: In MAN Werken weltweit werden Lkw in fünf Produktionsschritten montiert – zum Beispiel auf der Produktionsstraße in München.
Rotglühende Funken und blaues Flackern. Der Karosseriebau im MAN Werk in München bietet ein buntes Farbspektakel: Die verzinkten Karosserieteile leuchten hell zwischen den orangefarbenen Tentakeln der Schweißroboter. Reihe um Reihe heften sie die Außenhaut eines neuen MAN-Trucks fest. Bis zu 480 Fahrerhäuser laufen hier täglich vom Band. „Alles läuft hochautomatisiert“, sagt Dr. Christoph Rimpau. Stolz schwingt in seiner Stimme. Als Projektleiter Produktion und Logistik hat Rimpau für die Einführung des aktuellen Lkw vor einigen Jahren den Herstellungsprozess im ganzen MAN Werkverbund modifiziert – von Europa bis Südafrika.
Hier in München haben die Vorbereitungen für die neuen Fahrzeuge das Stammwerk regelrecht auf den Kopf gestellt. Der Karosseriebau bekam eine neue Halle, und das Arsenal der Roboter wurde erheblich aufgestockt: Statt 47 schuften nun über 190 Automaten rund um die Uhr. Ein niegelnagelneues Blockheizkraftwerk für die Produktion wurde gebaut. Allein für den Standort München nahm MAN 1,1 Milliarden Euro für Modernisierung und Erweiterungen in die Hand, ein großer Teil floss in die Produktion.
Nach dem Karosseriebau folgt als nächste Station die mehrstöckige Lackiererei – übrigens die umweltfreundlichste Europas. Im Anschluss an riesige Tauchanlagen wird es erst recht farbenfroh. Roboter lackieren die Lkw-Kabinen, später folgt beim Finish im LED-Lichttunnel der letzte Schliff. Die Lackierer waren die ersten im Werk, die den aktuellen Truck in ihre Serienproduktion integriert haben. Schon die Prototypen wurden dort lackiert. „Am Anfang arbeiteten wir viel manuell. Stück für Stück haben wir dazugelernt und immer mehr Arbeitsschritte ins Band gebracht“, sagt Tim Hartgenbusch, Leiter der Lackiererei. Nun läuft der Lkw schön längst zuverlässig in Serie, auch weil die Mitarbeiter schnell die neue Geometrie des Lkw verinnerlicht haben. Das bedeutet: Die Lackierer prägen sich neue Profillinien ein, um Fehler wie Läufer oder Einschlüsse schneller erkennen zu können. Sie lernen auch mit der neuen Spritzdämmung umzugehen. Diese trägt dazu bei, die Innenraumgeräusche der Kabine zu verringern.
Aus der Lackiererei wandern die getrockneten Karosserien still schwebend in die Montagehalle nebenan. Das Fertigungsband wurde erheblich erweitert, um Varianz und Ausstattung des Lkw perfekt in den Takt einzubauen. Die Fahrerhausmontage wurde sogar völlig neu sortiert, in der Taktung entzerrt und um zwölf Stationen auf nun insgesamt 70 Stationen erweitert. Hier wird das Fahrerhaus Schritt für Schritt ausgestattet: Verschiedene Werker installieren die Sitze und Liegen im Ruhebereich sowie sämtliche Bedienoberflächen und die gesamte Innenausstattung. Danach ist das Fahrerhaus fertig und bereit für die nächste Station.
Nun erfolgt die Lkw-Montage: In das Fahrgestell werden die Großaggregate wie Motor, Tank und Achsen eingesetzt und alle wichtigen Leitungen im Rahmen verlegt. Dieser Teil erfordert besonders viel Aufmerksamkeit und Konzentration: Die Luftleitungen für die Luftbremsanalage sowie alle Kabelstränge müssen für jedes Modell auswendig gelernt und fehlerfrei platziert werden, damit der Truck später auch einwandfrei funktioniert – nicht selten eine Millimeterarbeit. Nun folgt die „Hochzeit“: Das Fahrerhaus wird auf das Fahrwerk gesetzt. Vier Werker dirigieren und schrauben. Teamkoordinator Rafael Czech begleitet: „Man muss den Druck rausnehmen, mit den Leuten mitlaufen.“ So lernen sie neue Abläufe und Handgriffe am besten. Inzwischen läuft alles wie am Schnürchen.
Zum Schluss wartet die Prüflinie auf alle fertig montierten Lkw. In sechs Schritten zu je 15 Minuten werden alle Funktionen und Fahrvorgänge eines neuen Löwen auf Herz und Nieren getestet. Für die Fahrt durch die Prüflinie muss sich der Lkw aus dem Stillstand beweisen. Stimmt die Bremskraft? Erreicht der Lkw die Höchstgeschwindigkeit, funktioniert die Schaltung? Ist die Lenkung richtig eingestellt? Erst wenn alle sechs Stationen abgeschlossen sind und ein weiterer, letzter Qualitätscheck durch MAN Mitarbeiter bestanden ist, gilt ein neuer Truck als fertig. Er ist nun bereit für den Vertrieb.
Text: MAN
Fotos: Felix von der Osten